Sophie Lemcke, Tierrechtsaktivistin und Texterin für eine gerechtere Welt

Sophie Lemcke, Tierrechtsaktivistin und Texterin für eine gerechtere Welt

Vierglück im Veganmagazin Du liest Sophie Lemcke, Tierrechtsaktivistin und Texterin für eine gerechtere Welt 9 Minuten Weiter Frohes neues Jahr 2023 & Rückblick unserer Futtergeschenke

1. Wer bist du und was machst du?

Ich bin Sophie, ich bin (Menschen- und Hunde-) Mutter, Tierrechtsaktivistin, Kinderbuchautorin und Texterin für eine gerechtere Welt. Im Januar diesen Jahres habe ich all meinen Mut zusammen genommen und mir meinen lang gehegten Traum von einer Selbständigkeit erfüllt. Seitdem schreibe ich für verschiedene großartige Sozialunternehmungen und Organisationen Texte für eine gerechtere Welt. Anfang 2018 habe ich mit ganz wundervollen Menschen zusammen den Verein ‚Lasst die Tiere leben e.V.‘ und das dazugehörige Lebenshofprojekt in Hermersdorf, Müncheberg gegründet, bei welchem ich mich bis Mai 2019 auch aktiv ehrenamtlich engagiert habe.

2. Worum geht es bei „LASST DIE TIERE LEBEN E.V.“?

‚Lasst die Tiere leben e.V.‘ ist ein gemeinnütziger Verein, der sich dem Schutz und den Rechten von allen Tieren verschrieben hat. So hilft der Verein vor allem sogenannten Nutztieren, aber auch allen anderen Tieren in Not und versucht, möglichst vielen von ihnen auf den dazugehörenden Lebenshöfen in Hermersdorf und Hasenholz ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. Eine Besonderheit dabei ist, dass der große Lebenshof in Hermersdorf auf einem ehemaligen Massentierhaltungsgelände entstanden ist und somit ein Beispiel ist für den Wandel, weg von der Ausbeutung hin zu einem respektvollen Miteinander zwischen Menschen und Tieren. Den wundervollen Menschen, die auch heute noch all ihre Kraft und Zeit in dieses wichtige Projekt stecken, gebührt mein größter Respekt. Dank ihres unermüdlichen Einsatzes konnten bereits viele, viele Tiere vor dem grausamen Schicksal der Nutztierindustrie bewahrt werden und genießen nun ein friedliches Leben voller Respekt und Liebe.

3. Du lebst selbst auch vegan. Seit wann und wieso ernährst du deine Hunde vegan?

Ich selbst lebe seit Ende 2007 vegetarisch und seit Januar 2012 vegan. Die Tierethik war für mich seit jeher der ausschlaggebende Grund. Da es zu dieser Zeit aber noch recht wenige Informationen in Bezug auf eine pflanzliche Haustierernährung gab, haben wir unsere Hunde vorerst weiter gebarft. Doch mit der Zeit wurde es besonders für mich immer schwieriger, dies mit meinem Gewissen zu vereinbaren. Als sich mein Mann im Oktober 2012 auch für eine vegane Lebensweise entschieden hat, haben wir beschlossen, der veganen Ernährung auch für unsere Hunde eine Chance zu geben. Immer unter der Voraussetzung, dass wir es ja wieder ändern könnten, sollte es ihnen nicht bekommen. Schröder war zu der Zeit 1 Jahr, Artus fast 3 Jahre alt.

4. Wie bist du bei der Umstellung vorgegangen?

Wir haben die Umstellung damals relativ unkompliziert gestaltet und nach Aufbrauchen des tierischen Futters auf ein rein pflanzliches Trockenfutter gewechselt. Die ersten zwei Wochen waren unsere Hunde daraufhin etwas mäkelig, doch mit der Zugabe von z.B. Tofu, geriebenen Möhren, etwas Sojaquark oder pflanzlichem Nassfutter haben sie dann doch großen Gefallen gefunden.

Seit März 2019 lebt eine thailändische Straßenhündin, Frau Müller (ca. 7 Jahre alt), bei uns. Ihr haben wir direkt nach Ankunft einfach das vegane Futter angeboten – sie hat es sofort gut angenommen und so war die Umstellung auch bei ihr überhaupt kein Problem.

5. Wie geht es deinen Hunden seit der Umstellung? Lässt du deine Tiere regelmäßig vom Tierarzt durchchecken? Was lässt du prüfen? Wie sind die Werte?

Schröder war seit seiner Geburt schwer herzkrank und bekam im Alter von 6 Monaten eine Lebenserwartung von maximal 3 Jahren prognostiziert. Diese Lebenserwartung konnte er beinahe verdoppeln als er 2017 im Alter von fast 6 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb. Bis dahin ging es ihm (sicherlich auch aufgrund der guten medikamentösen Einstellung) sehr gut und man hat ihm seine hochgradige Herzkrankheit im Grunde nicht angemerkt. Ich persönlich bin mir ziemlich sicher, dass die vegane Ernährung einen großen Anteil daran hatte, dass es ihm zu Lebzeiten so gut ging und er seine prognostizierte Lebenserwartung beinahe verdoppeln konnte.

Artus hatte früher unter sehr stark entzündeten, blutigen Ohren zu leiden. Nach der damaligen Umstellung vom zuerst gefütterten fleischhaltigen Trockenfutter auf Barf wurden seine Ohren bereits etwas besser – nach der Umstellung auf eine rein pflanzliche Ernährung haben sich seine Ohren nach nur kurzer Zeit noch einmal deutlich stärker erholt. Artus ist gesund und munter und wird von Fremden häufig deutlich jünger geschätzt als er eigentlich ist.

Ca. 1 Jahr nach der Umstellung auf die vegane Ernährung haben wir mit Artus und Schröder an der Studie zur veganen Ernährung von Hunden und Katzen von Pia-Gloria Semp teilgenommen, in deren Rahmen auch ein umfassender Gesundheitscheck (inkl. Blutbild und Urinprobe) stattgefunden hat. Beide Hunde erfreuten sich bester Gesundheit. Aufgrund Schröders Herzfehler und Artus‘ regelmäßiger Teilnahme als Blutspender für andere Hunde wurden bei beiden in regelmäßigen Abständen Blutuntersuchungen (inkl. Folsäure, Vitamin B12/Holo-TC und Eisen/Ferritin) durchgeführt. Bei Artus zuletzt vor knapp einem Jahr – ohne Beanstandung.

Frau Müller ist jetzt etwas über zwei Jahre bei uns. Sie verträgt das vegane Futter sehr gut und macht einen gesunden, fidelen Eindruck. Ein erster Bluttest vor ein paar Monaten fiel ebenfalls zu unserer Zufriedenheit aus.

6. Welche Tipps hast du für Menschen, die gerne ihre Tiere vegan ernähren würden, aber Sorge haben, ob sie sie Tier damit richtig versorgen?

Ich rate immer dazu, sich bestmöglich zu informieren und es dann einfach auszuprobieren. Ob ich die Umstellung von jetzt auf gleich vornehmen oder langsam einschleichen würde, würde ich dabei immer vom individuellen Tier abhängig machen. Man kennt sein Tier am besten und wird schnell ein Gefühl dafür bekommen, wie ihm die Futterumstellung bekommt. Zusätzlich sollte man natürlich per Blutuntersuchung kontrollieren lassen, ob das Tier ausreichend mit allen nötigen Nährstoffen versorgt ist. Eine Beratung bei einem/einer Experten/Expertin ist immer eine gute Idee.

7. Hast du dein Tier aus dem Tierschutz/ aus zweiter Hand? Warum hast du dich dafür entschieden?

Artus und Schröder sind nicht aus dem Tierschutz. Artus ist der Hund von meinem Mann, Schröder war mein Hund. Als sie jeweils unabhängig von einander zu uns kamen, hatten wir diese Weitsicht noch nicht. Mit wachsendem Bewusstsein für die ethischen Hintergründe des Veganismus, war für uns klar, dass ein nächster Hund nur aus dem Tierschutz kommen würde. Es gibt so unfassbar viele Tiere, die in Tierheimen und Tötungsstationen auf der ganzen Welt dahin fristen und auf Rettung hoffen, dass man es ethisch nicht mehr mit sich vereinbaren können sollte, die fortlaufende Zucht zu unterstützen. Knapp 2 Jahre nach Schröders Tod haben wir deshalb unsere Straßenhündin Frau Müller aus dem thailändischen Dog Pound geholt.

8. Was würde deine vegane und nachhaltige Lebensweise mit Haustieren noch besser unterstützen?

Ich fände es wünschenswert, wenn auch Tierärzte (mehr/besser) über die vegane Haustierernährung informiert würden, da diesbezüglich leider noch sehr viele Vorurteile im Raum stehen, die eine objektive Behandlung im Krankheitsfall der Tiere meiner Meinung nach dann erschweren.

9. Bitte erzähle uns noch etwas zu deinem Buch ‚Carli und der Lebenshof‘. Wie bist du dazu gekommen? Was ist dein Anliegen?

Als meine Tochter (native vegan, mittlerweile 7 Jahre alt) mich im Alter von ca. 2,5 Jahren das erste Mal bewusst fragte, warum wir uns anders ernähren als so viele andere Menschen, habe ich altersentsprechend, aber immer ehrlich mit ihr über die Hintergründe der Nutztierindustrie gesprochen. Schnell merkte ich, dass sie trotz ihres jungen Alters sehr gut in der Lage war, sich in dieses Thema hinein zu fühlen und mehr wissen wollte. Da es für so junge Kinder allerdings noch nicht wirklich viele Bücher zu dem Thema gibt, habe ich einfach selbst eine Geschichte für Kleinkinder geschrieben, welche von Miriam Altmann illustriert wurde und im März 2020 im GrünerSinn-Verlag (@veganverlag) erschienen ist.

‚Carli und der Lebenshof‘ ist eine Geschichte über Mitgefühl, Respekt und Verantwortungsbewusstsein. Eine Geschichte über das achtsame Zusammenleben zwischen Menschen und anderen Tieren und über Nachhaltigkeit, für Kinder ab 3 Jahren. Weil wir möglichst viele Menschen mit unserem Buch erreichen wollen, ist Carlis Geschichte sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch erschienen.

Eine weitere Besonderheit unserer Geschichte ist der doppelte Bezug zur Realität. Nicht allein zeigen die gegebenen Informationen altersentsprechend die Wahrheit hinter der Nutztierindustrie und deren Auswirkungen (ethisch, gesundheitlich, ökologisch), viel mehr können alle Tiere aus unserer Geschichte auch im echten Leben von den kleinen und großen Lesern besucht werden. Denn für jedes der Tiere in unserem Buch haben wir ein Tier von einem in Deutschland existierenden Lebenshof als Stellvertreter*in ausgewählt. Wir hoffen, auf diese Weise zusätzlich auch den Bekanntheitsgrad dieser wundervollen Lebenshöfe zu erhöhen. Darüber hinaus möchten wir die sieben Lebenshöfe, die durch die verschiedenen Tiere in unserer Geschichte vertreten werden, mit unserem Buch als Charity-Projekt unterstützen und so werden 5% der Einnahmen an diese Lebenshöfe gespendet. Und weil uns alle Lebewesen und unser Planet wirklich am Herzen liegen, wurde das Buch sowie die kleinen Gimmicks konsequenter Weise vegan, fair, nachhaltig, sozial und ökologisch produziert.

10. Gibt es noch etwas, was wir dich nicht zum Thema vegane Lebensweise mit Haustieren gefragt haben und was du gern noch erzählen möchtest? Hast du vielleicht einen Appell an die Leserinnen und Leser?

Lasst uns alle einmal zurück erinnern an unsere Kindheit, an die Zeit als wir für alle Tiere Zuneigung empfunden haben. Lasst uns in uns hinein horchen und fühlen, dass wir doch eigentlich alle Tierfreunde sind und keinem Tier absichtlich etwas zu Leide tun können. Und dann lasst uns unsere Ernährungsgewohnheiten und unseren generellen Umgang mit unseren Mitlebewesen hinterfragen. Wieso sehen wir einige Tierarten als unsere Wegbegleiter an, während wir anderen (wenn auch ‚passiv‘ durch unseren Konsum) die Hölle auf Erden bereiten? Dieser Speziesismus ist nicht naturgegeben, er ist menschengemacht und schadet nicht nur den zahlreichen sogenannten Nutztieren, sondern auch unserer eigenen Gesundheit und unserer Umwelt. Wir haben mittlerweile die großartige Möglichkeit, glücklich und gesund zu leben, ohne anderen Lebewesen dadurch Schaden zuzufügen. Lasst uns diese Möglichkeit gemeinsam nutzen und diese Welt für alle ihre Bewohner zu einem friedlicheren Ort machen.

Herzlichen Dank Sophie!

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